Saturday, January 5, 2013

Pulp - His 'n' Hers




(sorry Anglos but I decided to write this one in German...)
Ich erinnere mich, 1994 auf Schüleraustausch in England, im Auto auf dem Weg zu einem Markt bei dem man baggy pants kaufen konnte (das gab es damals in Deutschland noch kaum wo!) – und mein Austauschschüler hatte eine Kassette mit His 'n' Hers ins Tapedeck eingelegt und sang mit "It's a traged-ay!" Weder wusste ich damals, was da für ein Song lief, noch interessierte es mich sonderlich (damals war meine Lieblingsband Ugly Kid Joe, und Pulp waren noch weit weg von meinem musikalischen Geschmackshorizont) – aber ich erinnere mich bis heute, fast zwanzig (Scheiße, ich bin alt!!!) Jahre später genau an diese Zeile aus Joyriders, dem Opener von His 'n' Hers. Jahre später kam ich über This is Hardcore auf Pulp und schließlich fand ich den Song zu diesem Moment wieder, ohne ihn je gesucht, aber auch ohne ihn je vergessen zu haben.

Die Platte war lange Jahre out of print (was für Platten aus diesen Jahren nicht selten vorkommt) und wurde recht teuer gehandelt. Da kommt so ein feines Reissue nicht verkehrt. Während dem vom gleichen Label veröffentlichten Reissue von A Different Class vom letzten Jahr vieles fehlte, was die vorigen Pressungen hatten (Besprechung weiter unten), ist ist dieses hier, vorweg gesagt, ein absoluter Volltreffer.

Mal angefangen mit der Hülle: Sauber bedrucktes, UV-lackiertes Hochglanz-Klappcover mit formatfüllendem Bandportrait auf der Innenseite. Dann das Booklet: 8 großformatige Seiten mit Fotos, höchst lesenswerten Liner Notes von Jarvis Cocker sowie den Texten zu allen – wir kommen zum Inhalt – 24 Liedern auf diesen zwei LPs. Die erste LP hat mit Babies einen großen Single-Hit, der auf zumindest meiner früheren Pressung fehlte. Auf der zweiten LP finden sich Songs aus Radiosessions, Demos und unveröffentlichtes oder B-Seiten, weiß ich nicht genau. Alle von diesen Songs sind qualitativ hochwertig und erweitern das Spektrum der Platte ungemein. Stilistisch extrem breitgefächert, von "Indie Dance", wie Cocker schreibt, auf Live On, bis zu einem fast zehnminütigen sphärischen Kraut-Jam am Ende der Platte, Deep Fried in Kelvin.

Perfekt macht dieses Reissue die Tatsache, dass allein auf die zweite LP 60(!!!!!!!) Minuten Musik gepresst sind, und das in tadelloser Klangqualität – hätte gar nicht gedacht, dass sowas zu Schneiden heutzutage noch jemand beherrscht. Man vergleiche dies mit dem kürzlich erschienenen Skandal-Reissue von Smashing Pumpkins' Mellon Collie and the Infinite Sadness. Bei letzterem sind insgesamt vielleicht 20 Minuten mehr Musik als bei His'n'Hers auf vier(!!!!) LPs verteilt, und trotzdem sind klanglich gravierende Verzerrungen zu hören. Besprechung folgt übrigens! Allgemein lässt die Klangqualität nichts zu wünschen übrig und erfreulicherweise ist nirgends von einem Remastering zu lesen!

Preislich langen MOV mal wieder gut zu, aber angesichts der mittlerweile leider trotz 180-Gramm-Augenwischerei allenthalben immer schlechter werdenden Klangqualität neuer Pressungen (und natürlich auch wegen der tollen Aufmachung) ist der Preis hier sogar mal fast gerechtfertigt.

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